Man glaubt es kaum, aber ein trockener, optisch dichter Holzrumpf ist wasserdurchlässig wie ein Sieb. So mancher Eigner ist keine 10 Meter weit zu seinem Stegplatz nach dem Slippen gekommen.
Mein Holzpirat liegt trocken auf dem Trailer in einer Scheune und muss vor jedem Segeleinsatz gewässert werden, damit der Rumpf sich abdichtet bzw. dichtzieht. Ich habe verschiedene Varianten ausprobiert und folgendes Vorgehen hat sich für mich seit Jahren bewährt.
Drei bis fünf Tage vor der Fahrt ins Segelrevier gieße ich mehrere Eimer Wasser (ca. 6-8 á 10 Liter) in den Rumpf. Hierzu führe ich den Eimer am obersten Rand der Spanten beim Kimmstringer entlang, damit das Wasser auf seinem Weg nach unten alle Nahtspanten bewässert.
Ein, zwei Eimer werden ins Vorschiff geworfen und einer ins Heck zu den schwer zugänglichen Stellen. Anschließend wird einmal je das Heck und der Bug abgesenkt, so dass auch hier viel Wasser sich sammeln kann.
Es ist schon erstaunlich wie schnell das Wasser selbst durch kleinste Ritzen seinen Weg außenbords findet, innerhalb weniger Minuten rauscht es durch. Diese Prozedur wiederhole ich jeden Abend und von Mal zu Mal läuft weniger Wasser ab, da die betreffenden Rumpfstellen aufquellen und sich so abdichten.
Was ich über die Jahre bei meinem Holzpiraten beobachten konnte, ist das ich länger vorwässern muss, da die Spanten sich wegen Trockenheit weiter zusammenzogen, die Spaltmaße somit größer wurden. Statt drei Tage vorher beginne ich nun 5 Tage vorher. Danach ist die Jolle aber so dicht, daß sie bedenkenlos über Nacht am Steg liegen kann ohne das ich aufschwimmende Bodenbretter oder gar Schlimmeres befürchten müsste.
Das Vorwässern des Holzpiraten ist unabdingbar. Wie eingangs erwähnt, ist selbst ein optisch dichter Holzrumpf wie ein Sieb. Nicht vergessen werde ich einen Holzpiraten bei unserem Festival 2008 der das Vorwässern wegen Zeitmangel („es war zu viel zu tun auf der Arbeit, wir sind nicht dazu gekommen“) darauf verzichtete und auf seine eingebaute elektrische Lenzpumpe setzte. Der Pirat kam genau eine Bootslänge weit und ging im flachen Wasser „auf Tiefe“. Die Pumpe kam einfach nicht gegen die Wassermengen an, die lange Anreise war dadurch leider umsonst. Also egal wie spät man von der Arbeit kommt, vorwässern ist Pflicht bei einer Holzjolle.
Was sich leider nicht wässern läßt sind die senkrechten Bordwände. Hier kann man „beim Lage schieben“ dann die kleinen feinen Rinnsalle beobachten. Da es Holzpiraten mit zwei oder drei Planken gibt, mag bei letzten eventuell mehr Wasser eintreten.
Dieses sind meine persönlichen Erfahrungen. Ich möchte hierbei erwähnen, dass mein Schwertkasten absolut dicht ist. Dieser neuralgische Punkt einer jeden Holzjolle ist meist die Quelle Nr. 1 für Undichtigkeiten. Welche Erfahrungen haben Sie mit dem Vorwässern gemacht? Wie wässern Sie Ihren Holzpiraten?
Zum Wässern kann man auch nasse Lappen in den Rumpf legen.
Kenterschläuche hatten wir früher immer IM Cockpit (und nicht in Vor- und Achterpiek) befestigt. Das hatte den Vorteil, dass wenig unter die Bodenbretter fallen konnte.
Aber der Mindestauftrieb lt. Klassenbestimmungen reicht normalerweise eh nicht aus, die Boote so hoch aufschwimmen zu lassen, so dass sie nach einer Kenterung trockengesegelt werden können.
danke fuer den waesserungstip!hilft mir enorm weiter!wie ist das mit auftriebskoerpern?haben sie die, wenn ja wo sitzen in ihrem piraten?ich dachte an bug und heck.andererseits nimmt das viel platz.wie machen sie das?lg marion jahn
Hallo Marion,
die Frage ist mir nicht ganz klar. Hier kann man meine Auftriebskörper im Bug sehen: https://www.holzpirat.org/?p=1309
Ich hoffe das hilft weiter.