Letztes Wochenende fand das Wintertreffen des Freundeskreis Klassische Yachten statt. Wolfgang hatte hier im Holzpiraten Forum darauf aufmerksam gemacht und so entschloss ich mich kurzfristig auch im Vortragssaal des Völkerkundemuseums Hamburg mit dabei zu sein.
Es wurde viel geboten für die Segler. Andreas Borrinck vom Hamburger Segel Verein warb für die Teilnahme an der „25. Hamburg Summer Classics“ und präsentierte zahlreiche Fotos der Vorjahre (2014 war ich mit Moritz dabei – siehe Fotos und Video hier). Interessanterweise restauriert er gerade einen Holzpiraten von „Burmester“ (ein Bootsbauer welchen ich leider nicht auf meiner Werftliste finde). In seinem Vortrag kamen neben den Folkebooten „langsam,schwer, daher immer im hinteren Feld“ ausgerechnet auch die Holzpiraten schlecht weg. Auf die Frage warum so wenige Piraten dabei seinen, kam seine Antwort: „die sind vielleicht nicht so fotogen und nicht sportlich zu segeln“. Da ging ein lautes Raunen durchs Publikum. Ich habe mir einen lauten Protest nur schwer verkneifen können, zumindest wisst ihr(!) ja wo die Holzpiraten eigentlich segeln 😉
Sehr interessant fand ich den Vortrag „3D meets classic“ Hier führte Christian Grützmann die Klassikerszene an die moderne 3D Druck Technologie heran. Er erklärte die Technik und die Möglichkeiten die sich für den Bau von seltenen Beschlägen, Einzelstücken insbesonders, bei den alten Boote böten. Ein paar schöne Versuchsmuster brachte er mit zur Illustration, die in der Pause zu zahlreichen Nachfragen bei ihm führten.
Hier das Beispiel seines Mastbeschlags, welchen er zum Drucken sich vornahm:
Der erste Druck erfolgte noch in Kunststoff (rechts), der zweite schon in Titan. Wie man sieht, weist der Protoyp an der Seite noch eine termische Belastungsfalte auf, welche beim nächsten Versuch verschwinden soll. Beeindruckend das geringe Gewicht bei gleicher Festigkeit wie Edelstahl.
Hier ein Pinnenausleger – sehr gelungen.
Ein weiterer Mastbeschlag in Titan gedruckt, der erinnert mich schon ein wenig an den Mastbeschlag des Piraten.
Sehr beeindruckend auch diese große, gedruckte Klampe.
Hier sieht man auf der einen Seite noch den beim Drucken notwendigen Unterbau (wird mitgedruckt) bei Gegenständen die einen Neigungswinkel >45 Grad zur Senkrechten aufweisen. Später werden diese entfernt und die Kontaktstellen abgeschliffen.
Es ist also heute recht leicht möglich einzelne Gegenstände, gar ganze Boote abzuscannen und die entprechenden Gegenstände im 3D Drucker nachzubauen bzw. zu drucken. Eine neue Technik, die nicht im Widerspruch mit der alten Technik der alten Yachten und Jollen stehen muss und neue Wege der Erhaltung eröffnet.
Das war wirklich ein schöner Abend gewesen. Wolfgang und ich sind uns leider nicht über dem Weg gelaufen, dafür mir aber noch zwei andere Holzpiraten begegnet. Einer davon war Didi, der Bootsbauer vom Bodensee, der mit seinem Piraten Amy auf dem 2013er HPF dabei war (Video davon und seine Restaurierung siehe hier). Er hat Amy mittlerweile verkauft, sich eine Hansajolle zugelegt und nun aber wieder einen Holzpiraten gekauft. Scheint eine tolle Segeljolle zu sein, dieser Pirat 😉
Burmester war eine der bekanntesten und renommiertesten Werften für v.a. große Yachten und Marineboote, in Bremen-Burg, bis 1979. Jollen war nicht typisch, vermutlich nebenbei in der Lehrlingsausbildung gebaut.