WYC-Nostalgieregatta 2014 (21./ 22.Juni 2014)
(Bericht von Bernd Pintarich aus der Sicht von Pirat OE 325)
Die achte Auflage dieser alle zwei Jahre abgehaltenen Regatta für alte Boote über dreißig Jahre bzw. Neubauten in Holz nach altem Riss stand dieses Jahr unter einem besonderen Zeichen: 2014 feiert der Wiener Yacht Club (WYC), gegründet als Segelverein Floridsdorf (SVF) sein 90-jähriges Bestehen.
22 Mannschaften haben für diese besondere Regatta den Weg zum WYC gefunden. Schade, dass die größeren Jollenklassen wie 22qm-Rennjolle dieses Mal nicht vertreten waren, ebenso fehlten die Exoten wie die Kutter aus dem hohen Norden. Aber das sollte der Freude am Segeln in alten Booten keinen Abbruch tun und so war es dieses Mal eine Wettfahrserie mit jenen Jollenklassen, die auf der Alten Donau und beim WYC in den letzten 99 Jahren eine sehr wesentliche Rolle gespielt haben. Diese sollen im Eingang ein wenig näher vorgestellt werden:
Mit sieben Booten war die Pirat-Klasse wieder am Stärksten vertreten. Neben unserem im Vorjahr restaurierten OE 325 (alias AUT 88 „Cha Cha“/ Irzl 1968) waren noch OE 281 „Maxi“ (Slivka 1965), OE 332 „Max & Moritz“ (alias AUT 15/ Gebetsroither 1968), OE 319 „Poseidon“ (Irzl 1967), OE 334 „Ombra“ (Gebetsroither 1968), OE 380 „KAX II“ (Irzl 1974) und OE 382 „Smash“ (Eigenbau 1974) am Start. Um ein wenig Gleichheit zu schaffen, wurde hier ohne Spinnaker gesegelt und je nach beschlagsmäßiger Ausstattung mit den Yardstickzahlen ausgeglichen.
Ein Finn-Dinghy OE 240 aus dem „Ländle“ und drei O-Jollen brachten olympisches Flair in die Veranstaltung. OE 12 (Haitzinger 1935) gehörte zu den acht Vorkriegsbooten im Feld und gab mit seinem optisch stimmig gekleideten Skipper Wolfgang Wegl wohl das schönste Bild bei dieser Regatta wieder. OE 38 „Luftikus“ (Otte 1949) war eine der ersten Nachkriegsneubauten im WYC und ist nun bei SC-AMS registriert. OE 81 (vermutlich Slivka 1937) ist ein Beispiel dafür, was bei der Restaurierung eines historischen Bootes alles möglich ist.
Mit drei Booten war die 5qm-Rennklasse (Segelkanus) vertreten und repräsentierten die Frühzeit des Segelsports auf der Alten Donau. Immerhin stammten die Boote aus 1915 (V 12 „HEDI III“), 1924 (V 31 „RENATA“) und 1935 (V 48 „RUDI XI“).
Je zwei Boote stellten die OK-Jollen (AUT 51 und AUT 21 aus den frühen 1970er Jahren), die 10 qm-Rennjollen (N 40/ Ratz 1933 und N 44/ Otte 1937) und Korsare (nicht näher bekannt). Ältestes Boot im Feld war die „Pirano“, eine Ausgleichsklasse aus 1906, gebaut nach einem Riss nach adriatischem Vorbild. Ein 15er Jollenkreuzer als größtes und weitest angereistes Schiff aus Norddeutschland im Feld war ebenfalls noch am Start.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer konnte bei bewölktem, aber nicht regnerischem Wetter, und bei etwa 2 bis 3 Bft. aus Nordwest pünktlich zur ersten Wettfahrt gestartet werden. Das Feld wurde in zwei Gruppen geteilt, was aber wegen der gleichen Bahnlänge und der Yardstickwertung keine Rolle spielte, zählte doch vor allem die gesegelte Zeit. Das Starten mit den überlappenden Dreiecken ist zwar ein wenig ungewohnt, aber wir kamen ganz gut weg und nach ein paar Schlägen konnten wir das Feld anführen. In unserer Gruppe waren es vor allem die OK- und O-Jollen, die uns das Leben schwer machen wollten, bei den Piraten gehörten OE 281 und OE 382 zu den schnellsten Booten. Auf dem Vorwindkurs taten wir uns ein wenig schwer, ohne Spi mit den Einmann-Booten mitzuhalten, konnten aber bis zur Leetonne die Führung behaupten, gefolgt nun von Pirat OE 281. Auch in weiterer Folge wechselten die Positionen ein wenig, und so lagen wir eine Runde später an zweiter Stelle hinter unserem Präsidenten Werner Willimek mit der OK-Jolle AUT 51. Ein paar kräftige Böen auf der Kreuz erlaubten es uns aber, wieder die Führung zu übernehmen und bis ins Ziel zu bringen wo die Reihung vor der Yardstickberechnung wie folgt aussah: Pirat AUT 88, OK AUT 51, O 12, OK 21, O 81. Weniger Einblick hatte ich auf die zweite Gruppe, aber hier hatten die 10qm-Rennjollen die Nase vorn.
Die zweite Wettfahrt verlief in allen Belangen ähnlich der ersten Wettfahrt, jedoch mit folgender Reihung (vor Yardstickberechnung) im Zieleinlauf: Pirat AUT 88, O 12, OK AUT 21, OK AUT 51, O 81, in der zweiten Gruppe waren wieder die 10qm-Rennjollen vorne, jedoch in umgekehrter Reihenfolge.
Am Samstag folgten keine Wettfahrten mehr, war doch noch die 90-Jahr Feier des WYC geplant. Unter Anteilnahme des Bezirksvorstehers von Floridsdorf und einzelner Repräsentanten anderer Wiener Segelvereine wurden die offiziellen Reden gehalten und die von Gerhard Salomon verfasste Clubchronik des WYC präsentiert. Mit Spannferkel und Livemusik folgte dann der gesellige Teil dieses Abends.
Der erste Start am Sonntag war für 10 Uhr geplant, jedoch musste mangels Wind noch ein wenig gewartet werden. Die Sonne zeigte sich mehr als am Tag zuvor und als wieder Wind in der gleichen Stärke und Richtung wie am Vortag einsetzte, war der Segeltag perfekt. Auch in der Yardstickwertung hatten wir (Pirat OE 325/ AUT 88) zwei „1“er in der Zwischenwertung, und so galt es nun, dieses Ergebnis mit der dritten Wettfahrt abzusichern. Dieses Mal ist es uns gelungen, doch einen respektablen Abstand zum übrigen Feld heraus zu segeln. Ein wenig „hilfreich“ war auch, dass unsere härteste Verfolgerin in der Zwischenwertung auf dem Vorwindkurs mit lautstarkem Quicken baden gegangen ist. Aber schnell hatte sie das Boot wieder aufgestellt und nahm die Verfolgung auf. Trotzdem, wir konnten unseren Vorsprung ausbauen, und so lautete die Reihenfolge im Ziel: Pirat AUT 88, O 12, O 81, OK AUT 51, OK AUT 21. In der zweiten Gruppe lag, wie in der Wettfahrt zuvor der 10er N 44 vor N 40.
Damit hatten wir den Sieg zwar schon in der Tasche, aber es war klar, an einem so schönen Segeltag, und mit dieser Kulisse, auch die letzte Wettfahrt zu bestreiten. Nach dem Start hatten wir den Bug zwar vorne, aber dann passierte ein Fehler auf der Kreuz, und schon war OK AUT 21 an uns vorbei. Ein weiteres Missgeschick passierte uns auf dem Vorwindkurs, als wir den Piraten OE 382 fast übersehen hätte, und nur durch ein „Ringerl“ eine Kollision verhindern konnten – jetzt lagen auch O 12 und O 81 vor uns. So hieß es für uns jetzt, verlorenes Terrain wieder gut zu machen. Vor allem auf der Kreuz konnten wir unsere Stärke ausspielen, aber zunächst nur an O 81 vorbeigehen – zu groß war der Abstand zu den beiden führenden O 12 und OK AUT 21. Erst auf der Zielkreuz wechselten die Positionen nochmals. Letztendlich lautete die Reihenfolge im Ziel vor der Yardstickberechnung: O 12, Pirat AUT 88, OK AUT 21, O 81.
Mit der Siegerehrung und tollen Preisen (alte Beschläge auf repräsentativen Holzsockeln) für die Platzierten in der Gesamtwertung sowie in den Einzelwertungen (5qm-Rennklasse, O-Jolle, Pirat) wurde dieses tolle Segelwochenende beschlossen.