Hallo zusammen,
ich muss bei meinem A&R Piraten (Bau-Nr. 6106, Bj. 1965) die Seitenplanken tauschen, da an einer Stelle eingedrückt.
Beim Herausnehmen der beschädigten unteren Planke ist mir aufgefallen
- daß ein Baumwollfaden zwischen den beiden Planken eingelegt war
- daß keinerlei Spalt zwischen den Seitenplanken besteht
- daß eine rote Masse an der Nahstelle zum Vorschein tritt.
Kann es sein, daß die Seitenplanken bei A&R Piraten miteinander verleimt wurden? Wozu dient dann der Baumwollfaden?
Es erscheint mir schwierig, die neue Planke so einzupassen, daß sie nahtlos an der oberen Planke anschliesst. Gibt es da irgedwelche Tricks?
Und was hat es mit dieser rötlichen Masse auf sich? Weiss jemand, worum es sich dabei handelt?
Außerdem ist mir noch beim Herunternehmen der hinteren "Decksplanken" aufgefallen, daß ein Dichtband zwischen Spiegel und Planke verarbeitet wurde. Weiß jemand, welches Material das ist?
Wäre toll, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
Im Übrigen finde ich es toll, daß Malte diese Seite betreibt. Auch wenn man nicht soviel schreibt, schaue ich gerne rein und lese was es Neues gibt. Und hier sind wirklich die Freaks für Piraten zu Hausen, während auf der FKY-Seite die ganze Bandbreite vertreten ist.
Liebe Grüße
Joachim
Hallo Joachim,
ich denke nicht, dass die Planken bei verleimt sind. Der Baumwollfaden wird zum Dichten der Plankengänge sein. Ich bin aber kein Bootsbauer...
Die rote Farbe könnte Bleimennige als Holzschutz sein. Vorsicht das ist giftig. Bei meinem Pirat war in der Bilge auch rote Farbe und ich habe das mal einem Freund ins Rasterelektronenmikroskop gegeben und er hat Blei nachgewiesen.
Wenn Du eine neue Planke anpassen willst, kannst Du eventuell blaues Durchschlagpapier (Kohlepapier) zum Anpassen verwenden. Einfach zwischen die neue und alte Planke legen und andrücken und leicht ruckeln. Dann siehst Du die Stellen an denen Du mit dem Hobel nacharbeiten musst. Versuche aber lieber von Deiner alten Planke so viel wie möglich zu erhalten und schäfte diese defekten Bereiche.
Wenn ich jetzt Blödsinn geschrieben habe, meldet sich hoffentlich noch jemand vom Fach.
Stelle doch mal Fotos von Deiner Reparatur hier ins Forum.
Grüße Matthias
Planke anpassen:
- klemme eine Latte über das Loch, mit einer Mittellinie, die alle 1-2cm einen Tick hat
- zeichne eine gleiche Linie auf das (übergroße) Plankenstück, das Du anpassen möchtest
- miss bei jedem Tick auf der Latte den lotrechten Abstand zum Rand der Nachbarplanke am Boot
- übertrage dieses Maß gleich auf das übergroße Plankenstück
so erhältst Du die die Kontur des Stückes, das Du einsetzen möchtest
Gutes Gelingen
[
attachment=353]
Was die rote Schicht betrifft, da bin ich sehr auf Seiten von Matthias und würde auch auf Menninge (Bleioxid) tippen. War zu der Zeit sehr gebräuchlich, möcht' man heute aber nicht mehr um sich haben. Vorsicht beim Abtragen und Entsorgen, wenn Du das vorhaben solltest.
Oh sorry, das Übertragen der Maße habe ich ja vergessen. So wie Mike das beschrieben hat, steht es auch in der Literatur. Mit dem "Blaupapier" meinte ich nur die letzte feine Anpassung der Planke. Ob eine Planke exakt passt sieht man ja auch im Gegenlicht. Eventuell eignet sich ja auch die ausgebaute Planke als Schablone. Grüße Matthias
Hallo Joachim,
hast du ein paar Fotos für uns zum Nachvollziehen? So etwas habe ich persönlich auch noch nicht gemacht bzw. gesehen hier.
Gutes Gelingen auch von mir
Hallo zusammen,
erst mal vielen Dank für die guten Ratschläge.
Die Planke, die ich rausgenommen habe, war am Kniestück/Heck definitv geklebt, da sie dort abgebrochen ist, obwohl alle Schrauben draußen waren (siehe Bild).
Ich hatte mir über ebay Kleinanzeigen echtes Vollholz-Mahagoni besorgt, war zwar 19 mm stark, aber das kann man abhobeln. Ich werde jetzt also an den "guten" Teil eine neues Stück per Schäftung anleimen, wobei ich mich frage, wie die Schäftung genau aussehen sollte, damit sie beim Kleben nicht verrutscht. Danach einpassen, auch klar. Ich frage mich nur ob ich den vorderen Plankenteil auch noch herauslösen muss, um eine ordentliche Schäftung hinzubekommen. Würde ich ja gerne vermeiden.
Die Planken sind von A&R so gut eingepasst, da geht noch nicht mal eine Rasierklinge in die Fuge rein. Ob ich das so gut hinbekomme, weiß ich nicht, mal sehen.
Ich hab´mal versucht ein paar Bilder hochzuladen. Mal sehen, ob´s funktioniert.
Liebe Grüße
Joachim
Hallo Joachim,
zur Seitenplanke: durch die Bilder sieht man jetzt besser was Du vorhast. Ich würde zur Reparatur das Boot umdrehen und die äußere Planke vom Unterwasserschiff abbauen. Das neue Teil der Seitenplanke würde ich mit einem stumpfen Stoß an das alte Teil anpassen, da diese Verbindung über Wasser ist. Den Stoß kannst Du nach innen gegen eine Lasche aus Eiche verschrauben und die Schraubenlöcher mit Querholzdübeln verschließen. Diese Dübel bohrst Du aus dem Holz der jeweiligen Planken. An meinem Pirat auch von A&R arbeiteten die Seitenplanken nicht. Da geht auch im Winter oder heißem Sommer nichts auf. So denke ich, dass man das neue Stück ruhig zur oberen Planke mit Epox verkleben kann. Wenn jetzt die Planke vom Unterwasserschiff abgebaut ist, brauchst Du die neue Planke nur an einer Seite anpassen. Dann einbauen und die Seite zum Kimmstringer kann überstehen. Ist sie fest, frage einen Tischler oder besser Bootsbauer, wie man sie jetzt zum Kimmstringer anpasst. Man kann mit einem Multitool mit dem Kimmstringer als Auflage oder mit einer Japansäge die Planke dann absägen. Das habe ich aber so noch nicht gemacht.. Beim Abschließenden Wiederanbau der Unterwasserplanke würde ich den Bereich am Kimmstringer mit einem MS-Polymer-Kleber dichten.
Ich hoffe es schreiben jetzt noch ein paar Leute was dazu.
Viele Grüße
Matthias
Hallo Matthias,
auf Stoß anbauen? Also ich musste bei dem Foto sofort an die ausführlichen Beispiele unserer Bootsbauerin Urte denken, die uns ja das "richtige" Schäften näherbrachte beim letzten Holzpiratenfestival. Andererseits, es ist über dem Wasser und ich glaube ich habe schon oft Stoßverbindungen gesehen mit einem dahintergesetzen Brettchen. Ich selber habe das bei meinem Boot auch, allerdings sogar im Unterwasserbereich mit vielen keinen Pfropfen.
Unterwasser würde ich schäften wie es Urte beschrieben hat. Da sieht man die Klebefuge nicht aber an der Seitenplanke würde man durch die Schräge der Schäftung eine breite Klebefuge sehen. Das fände ich nicht schick. Bei längeren Holzbooten sind die Planken am Überwasserschiff doch oft auf Stoß verbunden. Da hat früher keiner geklebt, insofern wäre das auch beim Pirat ok oder? Unterwasser hätte ich immer Bedenken, dass bei einem Stoß Wasser ins Holz eindringt. Das Buch Larson "Holzboote Ronovieren und Instandhalten" wird auch wieder neu aufgelegt, da kann man ja auch nochmal nachschlagen. Ach ja was mir noch einfällt: bei den VEB Piraten sind Deckplanken an den Seiten auch auf Stoß gebaut.
Grüße in den Norden!
Matthias
Hallo, hier noch mal ein Bild welche Verbindungen mir für die Seitenplanke einfallen. Würde mich freuen, wenn wir drüber munter disskutieren könnten. a-Stumpfer Stoß (geklebt und mit dahinterliegender Lasche Verschraubt) b und c - Schäftung geklebt. Vor und Nachteile im Aufwand der Herstellung, Festigkeit, Lebensdauer usw. Schäftung c habe ich beim Unterwasserschiff an den Planken neben dem Kiel bereits gemacht und war sehr froh, dass angedicktes Epox doch ganz gut fugenfüllend ist, da ich nicht so exakt als Anfänger arbeiten kann. Jetzt fällt mir noch auf: in der Skizze ist bei c die Sicht nicht von oben sondern von unten...aber ist ja klar wie es gemeint ist.
Bis bald zum Festival und Wandersegeln! Grüße Matthias
[
attachment=357]