Heute möchte ich eine schöne Geschichte hier vorstellen: von einem Holzpiraten, welcher fast aus erster Hand seit 60 Jahren von einer Familie schon über drei Generationen gesegelt wird!
Helmut Stille ist jetzt 87 Jahre alt und segelt noch jede Woche – wenn es das Wetter zuläßt. Meist Mittwochs und am Wochenende. Helmut hat dabei feste Rituale: vor dem Segeln fährt er beim Bäcker vorbei und kauft sich ein Stückchen Kuchen. Dieser wird in der Messe vom Verein zusammen mit einer Kaffeetasse bereitgestellt und dann wird „HANSEAT“ (Pirat G 136) klar gemacht.
Der Pirat ist von A&R und weist die Meßbriefnummer G 136 mit dem Baujahr 1949 und der Baunummer 4363 auf. Hinweis: mehr Details zu A&R Holzpiraten (Baunummernbuch) auf dieser Seite zur Werft.
Wenn einer mitfahren will, steigt er bei Helmut ein, sonst fährt Helmut alleine raus. Auf diese Weise haben nicht nur seine Kinder (Heike + Carsten) und sein Enkel Lukas, sondern mindestens zwei Generationen von Jugendlichen aus dem Verein, dem Segel Club Steinhuder Meer bei Helmut nebenbei segeln gelernt. In letzter Zeit ist auch sein jüngerer Bruder (82 Jahre) öfters wieder mit an Bord.
Hier Helmut und sein Sohn Carsten:
Helmut hat den Pirat ca. 1955 von seinem ersten Gehalt für DM 1.800,- von „dem Müller der Mühle in Wunstorf“ gekauft (also gebraucht, 6 Jahre alt). Sein Monatsverdienst betrug damals DM 250,-. Die Mühle gibt es wohl schon lange nicht mehr, „den Müller“ auch nicht, aber den Piraten noch!
Sein Sohn Carsten Stille schrieb mir:
Im Jahr 1980 habe ich im zarten Alter von 16 Jahren bereits meine ersten 3 Ranglistenregatten im Pirat G136 absolviert, um eine Qualifizierung für die DM zu erwerben. Im Jahr darauf wollte ich dann mit meiner Schwester Heike in unserem gemeinsamen in der Winterpause erworbenen Pirat G3164 „Waldschrat“, ein Kunststoffpirat mit Holzdeck von Hein, an der Deutschen Meisterschaft auf dem Ratzeburger See teilnehmen. Doch ich war nicht immer so Piratensüchtig…
Im Jahr 1966 im zarten Alter von gut 2 Jahren wollte ich diesen wunderschönen Holzpiraten nicht betreten. Ich wehrt mich mit Händen und Füßen, wie Fotos belegen. Offensichtlich war ich mitten im Trotzalter angekommen. Nun benutzte mein Vater Helmut eine List:
Er brachte das Lenkrad eines Tretautos am Schwertkasten an. Da hatte er mich! Ich wollte von dem Tag an immer als Steuermann mit an Bord sein… Im Jahr danach war das Steuerrad wieder verschwunden, doch ich war immer gern mit von der Partie.
Vor 5 Jahren in 2010 trainierte mein Vater Helmut mit seinem Enkel Lucas für dessen Segelscheinprüfung, so wie er es 1978 schon mit mir gemacht hatte. Natürlich hat Lukas die Prüfung glänzend bestanden. So sind nun 3 Generationen an Bord des Piraten G136 „Hanseat“ komplett. Den Pirat G3164 „Waldschrat“ hat Lucas nun im letzten Jahr übernommen und ist nun selbst zum Piratensteuermann geworden.
Viele Grüße,
Carsten
Hier 1. und 2.Generation zusammen. Helmut und sein Sohn Carsten Stille auf dem Holzpiraten G-136 auf dem Steinhuder Meer zeigen uns einen kleinen Probeschlag auf dem Wasser inklusive Spinnaker Einsatz:
Ich danke Michael Schöber für diese wunderbare Geschichte und die Vermittlung des Kontakts zur Familie Stille. Dank deines Engagements können nun die Leser von holzpirat.org diese hier lesen.
Schönen Gruß
Malte