Matthias U. hat sich bei mir mit diesem wundervollen Wandersegelbericht gemeldet. Vielen Dank, dass du uns mit sehr schönen Fotos mit auf deine Reise nimmst 🙂
Am Ende der Saison, wenn das Boot aus dem Wasser kommt und auf dem Trailer liegt, bietet sich natürlich nochmal eine Wandersegeltour an. Die Peene wollte ich schon immer mal kennenlernen und wenn es gerade kurzfristig passt, dann lieber alleine los als zu Hause bleiben.
Im Herbst sind dort nur noch wenige Hausboote unterwegs, man trifft noch ein paar Angler und noch wenige Kajakfahrer an. Auf den recht schönen Wasserwanderrastplätzen stand mein Zelt immer alleine, genau das Richtige wenn man es mal ruhig mag.
Für die herbstlichen Temperaturen habe ich zusätzlich eine Thermoskanne, einen guten Daunenschlafsack und zum Slippen eine Wathose eingepackt. Am Boot habe ich einen Klappmast (https://www.holzpirat.org/HPF-Forum/thread-7.html) montiert und eine zweite, kurze Pinne mitgenommen. Ich verwende sie, um das Boot beim Paddeln zu steuern, wenn der Mast gelegt ist und auf der Baumstütze am Heck liegt. Ca. 80% der Strecke auf der Peene konnte ich segeln, den Rest bin ich gepaddelt. Das ging recht gut, man schafft bei Windstille fast 3km/h. Der Wetterbericht sagte westlichen Wind voraus und so bin ich an der Aalbude am Wasserwanderrastplatz Verchen (siehe auf Bing Maps hier) gestartet.
Dort kann man für 5€ pro Tag das Auto und den Trailer parken. Ein schwarzer Kater saß noch im Boot, als ich los wollte. Beim Ablegen hat er sich dann schnell davon gemacht. Der Hafenmeister machte noch paar spöttische Bemerkungen zu meinem Bootsspeed, als ich im Windschatten des Restaurants die Schot dicht nahm. Kurz war ich noch auf dem Kummerower See, der hatte aber auf Grund der südwestlichen Windrichtung eine ordentliche Welle und es kam viel Wasser über. Das wurde mir zu nass und so bin ich zurück in die Peene gesegelt. Die Etappe bis zum Segelverein Blau-Weiß in Demmin ging dann besser als ich vermutet hatte.
Ich kam gut voran und musste zu meiner Freude nur die letzten 100m in den Hafen paddeln. Die Fock habe ich mir bei raumen Wind gespart. Durch Hindernisse am Ufer und die Änderung des Flusslaufes dreht der Wind oft und man fährt viele Halsen. Im Segelverein traf ich noch einen Segler vom Verein. Er hatte auf einem Piraten segeln gelernt und erzählte von früheren Wanderfahrten bis Hiddensee.
Am Tag 2 war ich dann gut zwei Stunden per Paddel unterwegs, um die drei Brücken von Demmin zu passieren.
Bis zur Mittagspause in Loitz konnte ich segeln und mußte dann den Mast wieder legen.
Die Stromleitungen
in dem Gebiet sind für die Jolle kein Problem. Sie hängen im Herbst nicht so weit durch wie im Sommer und die Tiefste war mit 9m angegeben. Wenn es nicht regnet reichen 3m Reserve oberhalb der Mastspitze, versicherten mir einheimische Segler. Mir ist es trotzdem immer etwas mulmig, wenn man da drunter durchsegelt. In Loitz gibt es auch einen schönen Rastplatz.
Da ich guten Wind hatte, bin ich noch bis zum Rastplatz Alt-Plestlin gesegelt.
Tag 3 begann ohne Wind bei Sonnenaufgang,
es stört aber nicht in der ersten recht kühlen Morgenstunde zu paddeln. Bis Jarmen hatte ich dann südlichen Wind und da sich der Lauf der Peene südöstlich ändert, kam auch mal die Fock zum Einsatz. Man kann sogar auf der Peene aufkreuzen, meistens ergibt sich ein längerer und ein kurzer Schlag.
Von Jarmen habe ich keine Bilder, die Hafenanlagen sind hässlich. Man passiert auch noch die Autobahn A20, die man leider noch lange hört. Den Nachmittag bin ich mit leichtem und später fast keinem Wind bis 17Uhr gesegelt und dann entschieden die nächste Zeltmöglichkeit zu nehmen. Die fand sich an einem Steg,
der zur Gemeinde Liepen gehört. Hinter dem Steg ist eine kleine Wiese und als es dämmerte habe ich dort das Zelt aufgebaut.
Im Wetterbericht kündigte sich das Sturmtief „Giesela“ mit nordöstlichen Wind und einer Sturmflutwarnung für die Ostsee an. Nach Jarmen wollte ich auf keinen Fall zurück und so nutzte ich die Ruhe vor dem Sturm, um am Morgen von Tag 4 bis nach Stolpe zu paddeln.
Das Erwachen des Tages aus dem Nebel war fantastisch, leider hört man auf diesem Stück der Peene den Verkehr von der B110. Stolpe ist ein sehr schönes Dorf mit einem gut geschützten Hafen (siehe Bing Maps)
und einer perfekten Zeltwiese.
Der Hafenmeister ist ein passionierter Segler, man fühlt sich hier also gleich wohl. In Stolpe gibt es u.a. die Ruine das ältesten Klosters vom Pommern (im Bild linke Seite) und eine alte Schmiede zu besichtigen.
Da am Tag 5 das Tief mit Dauerregen und Sturm eintraf und die folgenden Tage anhalten sollte, beendete ich die Tour in Stolpe nach ca. 65 km auf der Peene und nahm früh um 8 Uhr als einziger Passagier den ersten Bus Richtung Jarmen.
Dort und in Demmin musste ich umsteigen, um das Auto zu erreichen. Bis ich dann wieder am Boot war und ausgeslippt hatte, war es Nachmittag und ich hatte keine Lust mehr auf die lange Autofahrt nach Hause.
So habe ich mich noch eine Nacht einregnen lassen und über ein dichtes Zelt gefreut. Wenn ich mal wieder Zeit habe, werde ich hier einsetzen und an Usedom längs nach Wolgast oder noch weiter segeln.
Matthias Urban mit Elise 10/2020
Info: Matthias hat seine Reise ein Jahr später fortgesetzt, siehe hier.
tolle Tour ich bin begeistert, sowas schwebt mir in Zukunft auch vor..
allerdings ähnlich neblig wie auf Deinen Bilder ..
Toller Törn!!! Da wird man neidisch. Bin die Tour von Malchin bis Karnin mit dem Dampfer „Hamburg“ gefahren – nannte sich „Auf dem Amazonas des Nordens“. War aber auch beeindruckend und empfiehlt zur Nachahmung. In Aalbude habe ich vor 35 Jahren mit dem Piraten Urlaub gemacht und auf dem Kummerower See waren wir zuletzt im Mai 2020. Auch ein sehr schöner See.
Genial !!!
Sooo schöne Fotos … mein favorite ist das erste Nebelfoto, wo man die Grenze zwischen Himmel und Wasser nicht mehr sieht.
Gratuliere zum tollen Törn!